Jung, DMS & Sie! - Ausgabe Mai 2018

Jung, DMS & Sie! / WISSENSWERT mir in einer gemeinsamen Firma im privaten Portfoliomanagement seine große 45-jährige Börsenerfahrung in Aktien und Anleihen einzubringen. Damals war das Investmentgeschäft nach dem IOS-Skandal tot. Wir muss- ten uns neu orientieren – eine neue Geschäftsgrundlage suchen. Dr. Jung wandte sich dem Vertrieb von steuer- sparenden Kapitalanlagen zu. Dazu gehörten Bauherrenmodelle und Abschreibungsprojekte. Ich begann, zusammen mit André Kostolany, in der neu gegründeten FIDUKA- Depotverwaltung die private Vermö- gensverwaltung. Wie muss man sich die damalige Finanz- und Börsenwelt vorstellen? Das war, verglichen mit heute, wie im Mittelalter. Die Informationen flossen langsam und spärlich. Zu den Privatanlegern kamen sie zuletzt, und zudem waren sie auch noch teuer. Wirtschaftsnachrichten waren in Presse, Funk und Fernsehen kaum vertreten. Kleinanleger wurden auf vielerlei Art benachteiligt. Auch der Kauf von Fonds war teuer. Der Aus- gabeaufschlag betrug vier bis sechs Prozent der Anlagesumme und es gab keine Rabatte wie heute. Heute gibt es alle Informationen im Internet. Fluch oder Segen? In der heutigen neuen Börsenwelt kann sich jedermann, ob Groß- oder Kleinanleger, dank des Internets einfach und unmittelbar über die Entwicklung der globalen Wirtschaft und die Finanzmärkte informieren. Allerdings besitzt diese neue Börsen­ welt auch ihre Tücken: Heute leiden die Privatanleger nicht mehr unter dem Informationsmangel, sondern unter der Informationsflut. Die Online-Informationsbeschaffung erweist sich für Privatanleger dann als Fluch, wenn sie sich ständig von dem Informationsgewirr irremachen lassen und den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sehen. Als Segen dagegen, wenn sie gezielt und selektiv davon Gebrauch machen. Herr Heller, gilt die alte Kostolany- Weisheit „ Aktien kaufen und schlafen legen “ heute auch noch oder muss der Privatanleger heute ganz anders handeln? Mit dem Einzug der ETFs – börsen- gehandelter Indexfonds – hat sich die Anlageszene radikal verändert. Beim Kauf eines Indexfonds erwirbt man immer nur den „Durchschnitt“. Indexanleger geben sich folglich nur mit einer „durchschnittlichen“ Rendi- te zufrieden. Sie liegen damit aber auf lange Sicht über dem Durchschnitt aller aktiv gemanagten Fonds, weil de- ren Performance mal über, aber öfter unter dem Durchschnitt liegt und sie höhere Kosten haben. Im 10-Jahres- zeitraum haben in den USA fast 90 Prozent aller aktiv gemanagten Fonds den Index nicht geschlagen. In Europa sah es noch schlechter aus. Damit gilt die Kostolany-Weisheit mehr denn je: Aktien kaufen und lang- fristig halten. Damit werden Multi-As- set-Fonds oder -Vermögensverwaltun- gen zunehmend das Feld beherrschen, die ein breites internationales Portfolio ausschließlich mit ETFs abdecken. Privatanleger sind heute Könige! Mit einfachen Mitteln und zu geringen Kosten ist es nun für jedermann mög- lich, seine Vermögensbildung und seine Altersvorsorge unkompliziert in die Tat umzusetzen. Gottfried Heller, Börsenexperte und Seniorpartner bei der FIDUKA-Depotverwaltung.  15 Mai 2018

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