Jung, DMS & Sie! - Oktober 2022

Jung, DMS & Sie! / WISSENSWERT konfrontiert: Nicht nur müssen die Land- wirte mit den Folgen des Klimawandels, einschließlich extremerer Wetterbedin- gungen, zurechtkommen. Auch Ackerland ist nur begrenzt verfügbar, der Bedarf an Süßwasser nimmt zu und die Steigerung von Ernteerträgen verlangsamt sich. Damit genug Nahrung nachhaltig herge- stellt werden kann, braucht es optimierte Anbaumethoden und besser genutz- te Flächen. „Smart Farming“ soll das möglich machen: Automatisierung und Digitalisierung der Agrarindustrie werden zu Megatrends. Die dritte grüne Revolution läuft Die Landwirtschaft, laut Weltagrarbericht mit rund 870 Millionen Beschäftigten global größter Wirtschaftszweig, befin- det sich längst mitten in der „dritten grünen Revolution“. Nach Einführung besonders ergiebiger Nutzpflanzen ab den 1960er-Jahren und der Entwicklung drei Jahrzehnte später von gentechnisch manipulierten Sorten, die beispielsweise gegen Insekten resistent sind, setzt sich nun sukzessive die digitale Agrartechnik durch. Traktoren, Mähdrescher, Häcksler oder Erntemaschinen navigieren per Satel- lit und steuern über ihre Lenksysteme präzise Spuren auf Feldern. Sensoren an Schleppern und angehängten Maschinen liefern dabei laufend Daten, damit genau abgestimmt gesät, gedüngt, bewässert werden kann. Drohnen versorgen Obst- bauern, Winzer oder Förster zudem mit hochauflösenden Luftbildern, die zu trockene Böden zeigen oder den Zustand von Pflanzen dokumentieren. So können Teilflächen effizient überwacht und be- stellt werden. Was in den vergangenen Jahren eine Selbstverständlichkeit war – schnell noch im Supermarkt günstig etwas zum Abendessen kaufen –, ist in den letzten Monaten zum großen Aufreger geworden: Mit der allgemeinen Teuerung sind auch die Preise für Lebensmittel kräftig nach oben geschnellt. In den vergangenen 20 Jahren waren die Lebensmittelpreise deutlich weniger angestiegen als andere Lebenshaltungskosten. Lag die Teuerung zwischen 2000 und 2019 durchschnittlich noch knapp unter 1,5 Prozent, nähert sich die jährliche Steigerungsrate mittlerweile der 20-Prozent-Marke. Sensible Lebensmittelpreise Die Gründe für diese Entwicklung im Nahrungsmittelbereich sind vielschichtig und hängen nicht nur mit dem Krieg Russ- lands gegen die Ukraine zusammen. Viele Faktoren verändern die Situation in der Landwirtschaft und der Lebensmittelwirt- schaft. Die Kosten für Energie, Düngemit- tel und Futtermittel sind stark gestiegen, Arbeitskräftemangel und Mindestlohn ver- teuern die Personalkosten. Und dann gibt es noch die wirklich nachhaltig wirkenden Trends wie zunehmende Bevölkerung und Klimawandel. Die Weltbevölkerung wird nach Schätzun- gen der Vereinten Nationen bis zum Jahr 2050 auf 9,8 Milliarden Menschen an- wachsen. Und mit ihr die Nachfrage nach Lebensmitteln. Um mit diesem Wachstum Schritt zu halten, muss die weltweite Nahrungsmittelproduktion um 70 Prozent steigen, hat der Schweizer Vermögensbe- rater Vontobel analysiert. Gleichzeitig sieht sich die Landwirtschaft aber mit fundamentalen Einschränkungen 19 Oktober 2022

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