Jung, DMS & Sie! - Oktober 2022

Viele Technologiewerte – von A wie Apple bis T wie Tesla – waren seit Mit- te der 10er-Jahre die absoluten Gewin- ner an den Börsen und haben vielen Anlegern zu satten Gewinnen verhol- fen. Im Gegensatz dazu waren andere Anlagestile hinter diesem sogenannten Growth-Investing – also Investieren in Wachstumswerte – zurückgeblieben. Nicht zuletzt das Value-Investing, wie man das Anlegen in – möglichst unter- bewertete – Substanzwerte nennt. Jung, DMS & Sie! / WISSENSWERT Substanz ist wieder gefragt Doch jetzt hat sich die gewohnte Börsenwelt verändert. Die coronabe- dingte Unterbrechung von Lieferketten, steigende Inflationsraten, der Überfall Russlands auf die Ukraine und die zunehmend restriktive Geldpolitik der weltweiten Notenbanken beendeten die Erfolgsstory der Wachstumswerte. Plötzlich ist wieder Substanz gefragt, also traditionelle Unternehmen, die „echte“ Werte produzieren, die immer gefragt sind – egal, ob sich die Wirt- schaft im Konjunkturhoch oder der Rezession befindet. Diese Value-Werte entwickeln sich dann an den Börsen entsprechend besser als Wachstums- aktien. Eindrucksvoll zeigt das der Vergleich zwischen dem MSCI Welt Value und dem MSCI Welt Growth seit September 2021 (siehe Grafik unten). Wer Erfolg als Value-Investor haben will, muss Geduld mitbringen. Denn im Kern geht es bei diesem Anlagestil darum, den Wert eines Unternehmens zu ent- decken, den andere nicht sehen. „Kaufe einen Dollar, aber bezahle dafür nicht mehr als 50 Cent“, drückte es Warren Buffett, der wohl berühmteste Value- Investor der Welt, einst aus. Damit aus den 50 Cent am Ende wirklich ein Dollar wird, braucht es Zeit. Zeit, in der sich ein Unternehmen entwickeln kann und andere Anleger entdecken, dass sie vielleicht zu pessimistisch waren. Oder Zeit dafür, dass sich der wirtschaftliche oder geldpolitische Rahmen ändert und bestimmte Sektoren oder Branchen in den Fokus rücken. Auf der Suche nach dem inneren Wert Was einfach klingt, kann jedoch in der Praxis ziemlich schwierig sein. Denn um herauszufinden, ob ein Unterneh- men unterbewertet ist, zieht man bei der Value-Strategie eine Reihe von Un- ternehmenskennzahlen heran. Die wich- tigste ist dabei das Kurs-Buchwert-Ver- hältnis (KBV). Sie setzt den Aktienkurs des Unternehmens in Beziehung zum Eigenkapital, das auf eine Aktie entfällt. Je geringer dieses Verhältnis ist, desto eher ist die Aktie ein „Kauf“. Denn ein niedriges KBV zeigt an, dass die Aktie im Verhältnis zu den Vermögenswerten der Firma günstig ist. Anders gesagt: Der Wert, den das Unternehmen an der Börse hat, ist geringer als der tatsächli- che Wert des Unternehmens. Die niedrige Bewertung einer Aktien- firma ist das wichtigste Kriterium bei der Value-Strategie. Value-Investoren achten aber auch auf andere Faktoren. Sie suchen Firmen, die ein tragfähiges, solides Geschäftsmodell, langfristige Wachstumsaussichten und eine starke Markenstellung haben. Seit Jahrzehnten bekannte Marktführer So setzt etwa der bekannteste Value- Investor Warren Buffett vor allem auf Sep. `21 Nov. `21 Jan. `22 Mär. `22 Mai. `22 Jul. `22 Sep. `22 0% 5% 10% -5% -10% -15% MSCI Welt Value MSCI Welt Growth 27 Oktober 2022

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