Jung, DMS & Sie! - Mai 2023

Jung, DMS & Sie! / WISSENSWERT Man sollte ja meinen, in Zeiten von Rekordinflation und explodierenden Energiepreisen verzichten die Menschen auf Unnötiges und konzentrieren ihre Geldausgaben auf die wirklich wichtigen Dinge. Doch ein Produkt zeigt sich unbeeindruckt von Krisenzeiten und bricht stattdessen Seinen Namen verdankt der Lippenstift-Index dem US- amerikanischen Geschäftsmann Leonard Lauder. Nach den Terroranschlägen am 11. September 2001 stellte der damalige Vorsitzende der Kosmetik- und Hautpflege- Gruppe Estée Lauder fest, dass plötzlich merklich mehr Lippenstifte verkauft wurden, und nannte das den „Lipstick Index“. Neu ist er da aber nicht. Schon in der Großen Depression, der schweren Wirtschaftskrise in den USA Anfang der 1930er-Jahre, setzten Frauen mehr als sonst auf Lippenstift. Auch während der Finanzkrise 2008 und 2009 konnte dieser Effekt beobachtet werden. Aber nicht nur Lippenstifte boomen in der Krise, die ge- samte Branche feiert Umsatzrekorde. Im Jahr 2022 wurden in Deutschland rund 11,5 Milliarden Euro mit Luxusgütern umgesetzt. Laut Statista-Prognose soll der Umsatz in diesem Segment bis zum Jahr 2027 auf rund 17,2 Milliarden Euro Rekorde: der Lippenstift. Für Handelsprofis ist der soge- nannte Lippenstift-Index schon längst ein fester Begriff. Er beschreibt – grob gesagt – das Phänomen, dass dekorative Kosmetik sich immer dann besonders gut verkauft, wenn Krisen sich ihrem düstersten Punkt nähern. Aber nicht nur Frauen gönnen sich in der Krise ein wenig Luxus, auch Männer wollen sich etwas Gutes tun und greifen vermehrt zu Parfums. So sind laut Branchenver- band IKW die Umsätze von Parfums um fast 34 Prozent gestiegen, zweitstärkste Produktgruppe war die „deko- rative Kosmetik“ mit einem Jahresplus von 16 Prozent. Der gesamte Schönheitspflegemarkt ist dagegen nur um rund fünf Prozent gewachsen. Nach Angaben des Markt- forschungsinstituts GfK kauften im vergangenen Jahr etwa acht Millionen Menschen in Deutschland einen Lippenstift – ganze zwei Millionen mehr als 2021. Der Lippenstift als Krisenindikator steigen. Weltweit wurden laut einer Studie zum globalen Luxusgütermarkt der Unternehmensberatung Bain & Com- pany im vergangenen Jahr rund 353 Milliarden Euro für persönliche Luxusgüter ausgegeben – ein Viertel mehr als im Vorkrisenjahr 2019. Die Marktanalysten erwarten bis 2030 ein jährliches Marktwachstum von bis zu acht Prozent auf ein Gesamtvolumen von 540 bis 580 Milliarden Euro. 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 2022 Luxusmarkt trotzt jeder Krise Weltweiter Umsatz mit Luxusgütern (in Mrd. Euro, Quelle: Bain & Company) 212 219 245 244 254 262 281 220 290 353 23 Mai 2023

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