Jung, DMS & Sie! - Mai 2023

Jung, DMS & Sie! / STYLE Rund 5.000 Rohstoffe können Par- fumeure für Düfte einsetzen: von natürlichen Produkten wie Orangenöl oder Sandelholzöl bis zu chemischen Aromastoffen, deren Namen wie Iso E Super eher an Tankstelle als an Drogerie erinnern. Weil die ätheri- schen Öle für Parfums aber Kilopreise erreichen können, die dem von Gold entsprechen, und sie den Bedarf teil- weise gar nicht decken können, ist die Branche auf synthetische Duftstoffe angewiesen. Die Folge: Parfum, das wie frisch vom Lavendelfeld geerntet duftet, stammt aus den Labors der Chemiekonzerne. An der Produktion eines neuen Duftes sind also mehrere Parteien beteiligt: Das Unternehmen, das unter seinem Label ein Parfum auf den Markt bringen möchte, ein Unternehmen, das das neue Produkt vermarktet, und ein Unternehmen, das den Duft komponiert und herstellt. Der Weg zum fertigen Parfum liest sich dann so: Meisterparfumeur Carlos Benaïm arbeitet beim Dufthersteller IFF und entwickelte dort im Auftrag von Ar- mani das Parfum Code, das anschlie- ßend von L’Oréal vermarktet wurde. Düfte sind Alleskönner Das weltweite Bedürfnis, mit einem guten Parfum unser Gegenüber zu beeindrucken, lässt sich mit den speziellen Fähigkeiten des Geruchs- sinns erklären. Täglich nehmen wir Gerüche auf, die unsere Psyche und unseren Körper in vielfältiger Weise beeinflussen. Der Geruchssinn liefert Informationen über unsere Umwelt, warnt vor Gefahr und beeinflusst, ob wir jemanden sympathisch finden. Düfte können Erinnerungen auslösen, uns stimulieren und beruhigen – oder einfach glücklich machen. Forscher haben herausgefunden, dass sich zum Beispiel Erinnerun- gen sehr viel stärker im Gedächtnis verankern, wenn sie mit einem Duft verbunden werden. Der französische Schriftsteller Marcel Proust beschrieb diesen Erinnerungseffekt in seinem Roman „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“: Der Geruch frisch gebackener Madeleines – ein mu- schelförmiges Kleingebäck mit dem Geschmack von Rum und Zitrone – weckt in Proust plötzlich längst ver- loren geglaubte Kindheitserinnerun- gen. Seither bezeichnet man dieses Phänomen als „Proust-Effekt“. Duftzwillinge – gut riechen muss nicht teuer sein Wer sich mit seiner persönlichen Duftnote in Erinnerung bringen will, muss nicht unbedingt zu den klassi- schen, aber teuren Original-Parfums greifen. Auch aufgrund der aktuell hohen Lebenshaltungskosten stehen sogenannte „Duftzwillinge“ derzeit hoch im Kurs. Bei diesen Parfum-Du- pes (aus dem englischen dublicatse) handelt es sich um Düfte, die einem teuren Parfum nachempfunden sind. Diese Parfum-Klone sind dem Original dabei so ähnlich, dass sie von norma- len Verbrauchern kaum zu unterschei- den sind und eine gute Alternative zu den teuren Markenprodukten bieten. Dabei handelt es sich aber keines- wegs um Fälschungen, denn die Duftzwillinge haben andere Namen und ein einfacheres und damit günsti- geres Flacon-Design. Zudem wird kein Geld für teures Marketing ausgege- ben – die Dupes stehen einfach bei DM, Rossmann & Co. im Regal. Und das zu unschlagbar günstigen Preisen, denn bei den Dupes wird auch bei den Produktionskosten gespart: Da es die Grundkompositi- onen schon gibt, muss kein teurer Parfumeur bezahlt werden. Außerdem werden sie meist mit synthetischen Duftstoffen hergestellt. Der Nachteil: Dadurch bleibt der Duft kürzer auf der Haut und verfliegt schneller als der Duft des Originals. Um gesundheit- liche Aspekte müssen sich Verbrau- cher jedoch keine Sorgen machen, denn die dermatologischen Qualitäts- standards, die für die Markendüfte gelten, müssen ebenso von den Duftzwillingen erfüllt werden. Gefragte Originale und ihre Zwillinge Zwilling: Lovefest Burning Cherry | 48 von Kayali Zwilling: Extreme Story von La Rive Zwilling: 360° Red for Men von Perry Ellis Zwilling: Madame Isabelle von La Rive Original: Lost Cherry von Tom Ford Original: Sauvage von Dior Original: Acqua di Giò Homme von Armani Original: Coco Madmoiselle von Chanel 46 Mai 2023

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