Sanft erheben sich
baumbewachsene
Hügel an den
Ufern der Donau.
Der alte Bischofssitz Passau ist die
Metropole der Flusskreuzfahrt – die
Mehrzahl aller Passagiere, die den
meist befahrenen Fluss Europas ken
nenlernen wollen, starten in diesem
beschaulichen bayerischen Städtchen.
Die Donau ist der zweitlängste Fluss
Europas – mehr als 600 Kilometer hat
sie bereits von Donaueschingen bis an
die Grenze zwischen Deutschland und
Österreich zurückgelegt. Inn und Ilz
leiten ihr in Passau neue Wassermas
sen zu, die sie weiter als 2.220 Kilome
ter bis ins Schwarze Meer trägt.
Zur Abfahrtszeit
kommt Bewegung
in die glatte
Wasseroberfläche.
Die Schiffe demonstrieren ihre
Pferdestärken auf den ersten 25 Ki
lometern flussabwärts nach Jochen
stein, getreu dem Motto: „Wer zuerst
kommt, schleust zuerst.“ Mehr als
30 Kilometer pro Stunde legt ein
Flussschiff jedoch nur selten zurück.
Es bleibt genügend Zeit, die gemäch
lich am Ufer vorüberziehende Land
schaft zu betrachten.
An der Schlögener Schlinge – etwa
auf halbem Weg zwischen Passau und
Linz – wird der Fluss vom Granit-
Urgestein zu zwei spektakulären
Richtungswechseln gezwungen. Eine
der gefährlichsten Passagen zu frü
heren Zeiten ist durch die Schleusen
heutzutage absolut sicher. Sechs Mal
verschwindet das Schiff von Passau
aus in einer Schleusenkammer, bevor
es beim ersten traditionellen Halt
ankommt: Der im elften Jahrhundert
gegründeten Stiftskirche von Melk.
Der Barockbau beeindruckt mit einer
64 Meter hohen Tambourkuppel und
einer wunderschönen Bibliothek.
Anschließend ruft das Sonnendeck bei
der Passage durch die Wachau. Auf
dem 34 Kilometer langen Streckenab
schnitt bis nach Krems gedeihen Apri
kosen und Wein. Kontrastiert wird die
liebliche Landschaft von Burgruinen
auf schroffen Felsen, wie etwa Dürn
stein. Hier wurde der englische König
Richard Löwenherz nach dem dritten
Kreuzzug gefangen gehalten.
Spätestens am Abend des zweiten
Tags erreichen die Passagiere Wien.
Die österreichische Hauptstadt ist wie
geschaffen für einen Übernachtauf
enthalt. Der Anleger am Handelskai
präsentiert sich als Teil des modernen
Wiens, nur zehn Gehminuten entfernt
vom Touristenmagnet Prater. Mit
öffentlichen Verkehrsmitteln gelangen
die Passagiere aber auch innerhalb
kürzester Zeit in die historische Alt
stadt mit Mozarthaus, Stephansdom
und natürlich der Hofburg. Die Ge
mächer von Sissi sowie die Spanische
Hofreitschule gehören ebenso zum
Pflichtprogramm wie ein Stück echte
Sachertorte und eine Wiener Melange
im Café Sacher gleich hinter der Oper.
Pflastermüde Füße finden auf der an
schließenden Flusspassage durch den
Nationalpark Donau-Auen Erholung.
Die größte zusammenhängende Auen
landschaft Mitteleuropas bietet einer
gewaltigen Vielfalt an Pflanzen- und
Tierarten ein Refugium, da die Donau
hier wie ein Gebirgsfluss nahezu frei
abfließen kann. Ein weiterer Höhe
punkt der Reise ist Bratislava, die
Hauptstadt der Slowakei. Die düstere
Ruine der Burg Devín dient am linken
Flussufer als Vorbote für die deutlich
imposantere viertürmige Burg im
Herzen der Stadt am Dreiländereck.
Jung, DMS & Sie. / REISE
58
Oktober 2015