Knigge
Duzen Sie
schon oder siezt
Du noch?
Du oder Sie? Früher eine schlichte Formfrage, die nach klaren Regeln beantwortet
wurde wie: Unbekannte duzt man nicht. Oder: Ein Du muss angeboten werden.
Der Ranghöhere darf, der Rangniedrigere nicht.
Aber wer ist ranghöher, im Job zum Beispiel?
Die Hierarchien sind flacher geworden, immer mehr
Leute arbeiten gleichberechtigt nebeneinander. Oft ist
Lockerheit geradezu erwünscht. In vielen Situationen
ist es nicht so leicht zu entscheiden, wann ein Du und
wann ein Sie angebracht ist. Sowohl im privaten wie
auch im beruflichen Umfeld tritt man mit der falschen
Anrede ganz schnell ins Fettnäpfchen. Ein paar Regeln
helfen, den richtigen Ton zu treffen.
1. Es ist immer die Sache der Dame,
dem Herrn das Du anzubieten – falsch
Heutzutage ist es innerhalb einer Generation egal, ob
die Frau oder der Mann den Wunsch zuerst äußert. Das
war aber nicht immer so! Grundsätzlich verhalten Sie
sich richtig, wenn Sie im Berufsleben als Vorgesetzter
der Mitarbeiterin das Du anbieten – also als hierarchisch
Höhergestellter den ersten Schritt machen.
2. Mittlerweile ist es auch in Ordnung,
das Du zu erbitten – falsch
Richtig ist: Das Du kann nur angeboten, aber nicht
erbeten werden. Dabei bestimmt die Person mit dem
höheren Status den Grad der Nähe, also auch den Über-
gang vom Sie zum Du. Wenn Sie das Gefühl haben, dass
der andere gern mit Ihnen per Du wäre, aber die Regel
nicht kennt, sollten Sie das Thema mit Fingerspitzenge-
fühl angehen. Fragen Sie in einem ruhigen, entspannten
Moment zum Beispiel: „Lieber Herr Huber, wir arbeiten
nun schon seit Jahren erfolgreich zusammen. Wie geht
es Ihnen eigentlich mit der Sie-Anrede zwischen uns?“
3. Wer einmal per Du ist, der bleibt auch per Du – falsch
Manchmal ist es durchaus üblich, dass das Duz-Ver-
hältnis nur unter bestimmten Voraussetzungen oder für
eine bestimmte Zeit gilt. Wintersportler beispielsweise
duzen sich oberhalb von 1.600 Metern Höhe generell.
Seminarteilnehmer duzen sich oft generell, zum Beispiel
bei Seminaren zur Weiterbildung oder zu ähnlichen
Themen. Auch dieses Du kann auf die Zeitdauer des
Seminars beschränkt sein. Wurde beim Betriebsfest im
feuchtfröhlichen Zustand geduzt, erinnert sich so man-
cher am nächsten Tag nicht mehr daran. Halten Sie sich
daher mit der vertraulichen Anrede zurück – vor allem
dann, wenn die Person, die Ihnen in Feierlaune das Du
angeboten hat, Ihr Chef ist. Kehrt Ihr Vorgesetzter am
nächsten Tag zum Sie zurück, dann vergessen Sie das
Du-Angebot großzügig und bleiben ohne Kommentar
ebenfalls beim Sie.
4. Wenn sich alle Kollegen duzen, ist es nicht nötig, dem
Neuen das Du anzubieten – falsch
Für den geschäftlichen Umgang gilt immer noch die
Anrede mit Sie. Dazu gehören selbstverständlich der
Nachname und der Titel. Diese höfliche Anredeform
ist wertfrei, Sie drücken damit weder Zu- noch Abnei-
gung aus. Kommen Sie neu in ein Unternehmen und in
ein Team, dürfen Sie das Du nicht einfordern, können
jedoch sanft darauf hinweisen, dass Sie die Gepflogen-
heiten respektieren und bemerken: „Mir ist aufgefallen,
dass sich hier im Unternehmen alle duzen?“
Jung, DMS & Sie. / STYLE
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März 2015