Menschen & Macher
Investieren Made
in Germany
Tim Albrecht verwaltet seit 2002 den aktuell größten Fonds für deutsche Aktien,
DWS Deutschland. Der Fonds hat ein Volumen von fast 6 Milliarden Euro.
Albrecht investiert vor allem in die Schwergewichte des deutschen Aktienmarktes.
Im vergangenen Jahr hat der Anteilswert des Fonds 7,5 Prozent zugelegt.
Im Gespräch verrät er uns, was er dem DAX noch zutraut.
Herr Albrecht, in den vergangenen
Jahren ging es für deutsche Aktien
fast nur nach oben. Sie hatten einen
einfachen Job, oder?
Im Nachhinein ist das natürlich leicht
gesagt. Zwar konnten sich Anleger
in den vergangenen Jahren letztlich
über eine Wertsteigerung freuen, der
Weg dorthin war aber im Laufe des
Jahres meist holprig. Wenn wir uns
zum Beispiel das Jahr 2016 anschau-
en, war das Ergebnis am Ende mit
einem Plus von 6,9 Prozent beim
DAX positiv. Der Start war aber alles
andere als erfreulich – im Februar
rutschte der DAX zunächst nach
schwachen chinesischen Konjunktur-
daten und dem heftigen Ölpreisverfall
auf unter 9.000 Punkte. Auch die
politische Unsicherheit, vor allem
in Form des Brexit-Referendums
und der US-Wahlen, machte uns die
Arbeit zeitweise schwer.
Welche Titel haben Sie 2016 besonders
beschäftigt?
Im Finanzsektor ging es im vergan-
genen Jahr „hoch her“. Nach schwa-
chem Start hatten Finanzwerte in
den ersten Monaten einen schweren
Stand. Anhaltend niedrige Zinsen
sowie die Bankenkrise in Italien
erschütterten zunächst den Sektor,
die Kurse deutscher Finanztitel
fielen zeitweise um fast 50 Pozent. Im
zweiten Halbjahr wendete sich das
Blatt; man kann fast schon von einer
„Bankenrallye“ sprechen.
Die 11.000-Punkte-Marke hat der
DAX geschafft. Was ist noch drin?
Wo sehen Sie Chancen?
Aufgrund des herausfordernden
politischen Umfeldes dürfte auch das
Aktienjahr 2017 volatil verlaufen.
Nichtsdestotrotz sollten deutsche
Aktien unserer Einschätzung nach
weiter eine attraktive Anlagemög-
lichkeit darstellen. Makroindikatoren
und Gewinnschätzungen haben sich
zuletzt deutlich verbessert. Wir
sehen ein mögliches Kursziel des
DAX-Index am Jahresende 2017 im
Bereich des alten Allzeithochs. Auch
auf mittlere und vor allem längere
Sicht dürfte Deutschland interessant
bleiben – nicht zuletzt aufgrund
attraktiver Dividenden. Eine über-
ragende Exportkraft, eine gestärkte
Binnenkonjunktur und daneben gute
Rahmenbedingungen sollten weiter-
hin dafür sorgen, dass Deutschland
seine starke Position im Euroraum
und darüber hinaus behaupten kann.
Die Deutschen sind bekanntlich
Aktienmuffel. Wie bringen Sie
Freunden und Bekannten nahe,
dass sie in Aktien und Aktienfonds
investieren sollten?
Derzeit herrscht für Anleger eine
gewisse Alternativlosigkeit – viele
Geldanlagen rentieren unter der Infla
tionsrate. Zwar weisen Aktienkurse im
Vergleich mit Rentenanlagen deutlich
höhere Schwankungen und damit
auch mehr kurzfristige Unsicherheit
auf, wer jedoch Ruhe bewahrt und in
Krisenzeiten nicht in Panik verfällt,
wird mit ordentlichen Renditen
belohnt. Ein wichtiger Vorteil von
Aktienfonds ist die Risikostreuung;
Anleger können mit relativ kleinen
Summen einen Anteil an gleich mehre-
ren Unternehmen erwerben.
Sie leben in Frankfurt.
Wie entspannen Sie in Ihrer Freizeit?
Neben Aktien zählt Fußball zu
meinen großen Leidenschaften –
nicht nur im Stadion, ich stehe auch
gern selbst auf dem Platz oder spiele
an der Konsole.
Jung, DMS & Sie! / MENSCHEN&MACHER
25
März 2017