Jung, DMS & Sie! - Ausgabe Oktober 2016 - page 25

Menschen & Macher
Warum sind Sie zu AB gewechselt?
Was wollen Sie bewegen?
Die neue Position bei AB bietet
interessante Chancen und Heraus­
forderungen rund um das Ziel, eine
starke Vertriebsmarke für Retail-
Investmentfonds in Europa weiter
auszubauen. AB ist ein breit diversi­
fiziertes ­Unternehmen mit anerkann­
ter ­Investmentexpertise, aber das
Markenimage im Retailgeschäft ist
noch nicht ­ausreichend ausgeprägt.
Mein Ziel ist es, das Markenprofil so
auszubauen, dass es der Qualität un­
serer Lösungen und unseres Services
gerecht wird. Darüber hinaus möchte
ich unser Geschäft in verschiedenen
Ländern und Kundensegmenten
weiter ausbauen. Ich bin überzeugt,
dass ­unsere Expertise und und unser
­Research aus dem institutionellen
Bereich für den semiinstitutionellen
sowie den IFA-Markt von Interesse
sein werden.
Auf der Produktseite sehe ich noch ein
paar Lücken in unserer Palette, vor
allem im lösungsorientierten Multi-­
Asset-Bereich. Dieser Bereich stößt
immer wieder auf Interesse, nicht
nur in Deutschland, sondern in ganz
Europa. AB hat hier die nötige Erfah­
rung im institutionellen Bereich und
ich plane, diese Fähigkeiten in einem
Format anzubieten, das auch Retail­
kunden gerecht wird.
Wir haben eine große Zahl von aktiv
gemanagten Lösungen in Deutsch­
land. Meine Aufgabe ist es, dafür zu
sorgen, dass unsere Plattform-Partner
von uns die richtigen Produkte und
Services bekommen.
Sie sind begeisterter Läufer.
Was kann man von anderen Branchen
lernen? Etwa von der Sportbranche?
Wir können viel von anderen Sparten
lernen, besonders, wenn es um die Nut­
zung der Technologie für einen stärker
kundenorientierten Service geht. Nur
weil ich einen Fonds und kein Sport­
gerät kaufe, bedeutet es nicht, dass ich
keine personalisierte Lösung will.
Als ich mir vor Kurzem neue Laufschu­
he kaufte, war ich vom angebotenen
Level der Individualisierung beein­
druckt. Anstatt im Regal nach Schu­
hen, die zu meinem Laufstil passen,
zu suchen und dann aus vorgegebenen
Farben auszuwählen, konnte ich den
Schuh online nach meinen Wünschen
und Bedürfnissen personalisieren.
Ich habe Form, Sohle, Material und
sogar Farbe und Muster ausgewählt.
Wenn mein Laufschuh so an meine
persönlichen Bedürfnisse angepasst
werden kann, wieso soll ich beim Asset
Management nur sehen, was im Regal
ist? Unser Sektor hat noch viel Nach­
holbedarf, wir können viel von anderen
lernen und mit digitaler Technolo­
gie mehr erreichen. Unsere Kunden
bekommen diesen Service in anderen
Bereichen des Lebens und erwarten ihn
auch von uns.
Der Brexit hat Politik und Märkte
­überrascht. Hatten Sie ihn erwartet?
Wie viele andere habe auch ich den
Prognosen und Märkten geglaubt, die
einen knappen Sieg für „Remain“ vor­
hergesagt hatten. Es wurde viel zu den
Gründen der Entscheidung geschrieben,
aber der Brexit hat uns wieder einmal
Von der Sport­
branche lernen
klargemacht, dass wir das Unerwartete
erwarten müssen. Überraschungen
passieren immer wieder; nicht nur der
Brexit, sondern auch die Sorge um das
Wachstum in China oder der Preisver­
fall beim Öl am Anfang des Jahres.
Ereignisse irgendwo in der Welt können
weitreichende Konsequenzen haben –
besonders bei schon sehr volatilen
Märkten. Hier ist es wichtig, vorbereitet
zu sein. Asset Manager müssen verste­
hen, welche Auswirkungen ein Schock
auf das Portfolio haben würde, und wie
das gemanagt werden kann. Es ist nicht
nur unsere Aufgabe, Kunden zu helfen,
das Risiko zu verstehen und Lösungen
anzubieten; wir müssen auch auf das
„Unvorhergesehene“ vorbereitet sein.
Was bedeutet der Brexit für
deutsche Anleger?
Alle Konsequenzen des Brexit werden
sich erst mit der Zeit herauskristalli­
sieren, nicht nur für Großbritannien,
sondern auch für die EU und natürlich
auch für uns im Fondsvertrieb.
Für globale Asset Manager werden
Regulierung und Auswahl unverändert
bleiben. Deutsche Investoren werden
weiterhin von den weitreichenden
europäischen Anlegerschutzmaßnah­
men profitieren, und diese Kontinuität
ist auch wichtig. Eine größere Her­
ausforderung besteht darin, in einer
Post-Brexit „Lower for Longer“-Welt
Chancen ausfindig zu machen. Dieser
Markt macht es umso wichtiger, selek­
tiv im Portfolio vorzugehen und echte
Überzeugungen konsequent umzuset­
zen – und natürlich wie immer gutes
Research zu leisten.
Jung, DMS & Sie! / Menschen&Macher
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