Jung, DMS & Sie! - Ausgabe Oktober 2017 - page 41

Menschen & Macher
Der
Durchstarter
Sebastian Kurz ist seit 1. März 2014 österreichischer Bundesminister für Europa,
Integration und Äußeres. Der heutige 31-jährige Wiener begann bereits 2003 sein
politisches Engagement. Im Gespräch verrät er uns, was ihn mit der Finanzbranche
verbindet und welche Perspektiven er für Österreich und Europa sieht.
Mit Bewunderung verfolgte die Welt,
dass Sie 2013 im Alter von 27 ­Jahren
zum jüngsten österreichischen
Bundes­minister angelobt wurden.
Auch Ihre klaren Worte für aktuelle
Probleme finden große Zustimmung.
Wohin geht Ihre Reise?
Wir wollen Wahrheiten aussprechen
und Österreich zum Positiven verän-
dern. Dabei freuen wir uns über jeden,
der uns dabei unterstützen möchte.
Bereits im Juni 2011 wurden Sie im
Rahmen einer Kabinettsumbildung
als neuer „Integrationsstaatssekretär“
des Bundesministeriums für Inneres
vorgestellt. Seit dieser Zeit kennen
Sie FiNUM.Private Finance-Vorstand
Ali Eralp. Der gebürtige Türke war
damals als „Botschafter für die Integ­
ration“ für Ihr Ministerium tätig. Was
verbindet Sie bis heute mit Ali Eralp
und der FiNUM.Private Finance in
Wien? Die Nähe zur Wirtschaft oder
das Thema Integration?
Ali Eralp habe ich über seine
­Tätigkeit als Integrationsbotschaf-
ter kennengelernt. Er ist ein dyna-
mischer Mensch, der seit unserem
Kennenlernen immer wieder neue
Ideen für den Integrationsbereich an
mein Team und mich herangetragen
hat. Er lebt für ein positives Mitein-
ander und war deshalb als einer der
Ersten dazu ­bereit, mein Team und
die Integrations­arbeit in Österreich
JUNG, DMS & SIE! / MENSCHEN&MACHER
zu unterstützen. Er bemüht sich, wo
er kann, dass unser Zusammenleben
in Österreich ein Stück weit besser
funktioniert. Bis heute verbinden
mich genau diese Anliegen sehr eng
mit Ali Eralp.
Ich konnte mittlerweile die Mitglieder
des Vorstands von FiNUM.Private
Finance sowie viele Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter kennenlernen und
schätze ihr Engagement sehr. Gleich-
zeitig ist natürlich auch Vorsorge ein
wichtiges Thema gerade auch für
meine Generation – deshalb bin ich
ein FiNUM.Friend.
Welche Schwerpunkte würden Sie
in Ihrer Politik setzen, wenn Sie der
nächster österreichischer Bundes­
kanzler werden würden?
Mein konkretes Programm ­werde
ich im September präsentieren.
­Vorrangig sehe ich beim Wirtschafts-
standort, bei Sozialpolitik und bei
der Zuwanderung Handlungsbedarf.
Was wünschen Sie sich für Europa?
In puncto Wirtschaft und in puncto
Integration?
Die Zeiten, als Österreich das bessere
Deutschland war und europaweit die
niedrigste Arbeitslosigkeit hatte, sind
leider vorbei. Dennoch hat Österreich
alle Voraussetzungen, um wieder an
die Spitze zu kommen. Dazu brauchen
wir wieder weniger Regeln, die aber
dafür tatsächlich eingehalten werden.
Wir brauchen weniger Bürokratie
und niedrigere Steuern: Derzeit wird
den Menschen durch hohe Steuern
und Abgaben Geld weggenommen,
um es ihnen nach einem aufwendigen
bürokratischen Vorgang, der zusätz-
lich Geld verschlingt, in Form von
Förderungen wieder zurückzugeben –
das muss beendet werden.
Auch Migration wird uns weiter-
hin beschäftigen und Europa vor
­Herausforderungen stellen. Wichtig
ist hier ein Systemwechsel. Statt
dem ­Glauben, alle in Europa aufneh-
men zu können, muss mehr in Hilfe
vor Ort investiert werden. Gleich­
zeitig müssen die EU-Außengrenzen
ordentlich gesichert werden, ­illegale
­Migration muss weiter gestoppt
werden und den Schleppern das
Handwerk gelegt werden. Dabei geht
es aktuell vor ­allem um die Mittel-
meer-Italien-Route. Die Schließung
der West­balkan-Route, für die ich
anfangs heftig kritisiert wurde,
­konnte bereits umgesetzt werden. Ich
habe mich ­dafür stark eingesetzt –
es war schwierig, aber notwendig
und letztendlich hat es gezeigt, dass
man den Zustrom reduzieren kann –
­nämlich um 98 Prozent. Diesen
­Systemwechsel brauchen wir auch
auf der Mittelmeer-Italien-Route,
um damit das Sterben im Mittelmeer
nachhaltig zu beenden.
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