Jung, DMS & Sie! - Ausgabe Oktober 2016 - page 42

Dr. med. Markus P. Look aus Bonn,
Facharzt für Innere Medizin, Fach-
arzt für Labormedizin und Master
of Science in Präventionsmedizin, ist
Anti-Aging-Experte. Er vertraut der
positiven Wirkung von Schokolade
schon seit Langem. Im Interview
erklärt er die wichtigsten positiven
Eigenschaften.
Kakao enthält Polyphenole.
Wofür sind sie gut?
Dr. Markus P. Look: Polyphenole
bilden eine sehr große Gruppe von
Phytomolekülen. Oft dienen sie den
Pflanzen zur Abwehr von Fress­
feinden oder zum Anlocken von
Insekten für die Bestäubung. Die
aus den Kakaokernen durch Rösten,
Rühren, Reiben und Pressen gewon­
nenen Substanzen werden ins Blut
aufgenommen. Sie wirken am Ende
entzündungshemmend, krebsvorbeu­
gend, verlangsamen die Oxidation
(„Rostfraß“) der Zellen und vermin­
dern Fett- und Kalkablagerungen
in den Blutgefäßen. So beugen sie
Arterienverkalkung und Herzinfarkt
vor. Sie tun dies aber, in der Sprache
der Biochemie ausgedrückt, nicht
immer auf direktem Wege, so wie
etwa die sogenannten niedermoleku­
laren Antioxidantien Vitamin E oder
Vitamin C, die Sauerstoffradikale auf
direktem Wege neutralisieren.
Der Organismus möchte die Kakao-
Polyphenole letztlich auch gerne
wieder loswerden und regelt dazu
mehrere Enzymsysteme – darun­
ter auch antioxidative – hoch. So
entsteht indirekt die antioxidative
Wirkung. Prinzipiell funktionieren
übrigens sehr viele polyphenolische
Phytomoleküle, die wir mit der Nah­
rung aufnehmen, auf diese Weise. Die
zugrunde liegende Theorie ist die der
Hormesis, was nichts mit Hormonen
zu tun hat. Hormesis ist aus dem
Griechischen und bedeutet Anstoß.
Man kann es auch mit Nietzsche aus­
drücken: „Was mich nicht umbringt
(Ergänzung von mir: eine kleine Men­
ge Polyphenole), macht mich stärker“,
oder ich würde sagen eben gesünder.
Auch Flavonoide sind im Kakao ent-
halten. Was bewirken Flavonoide?
Dr. Markus P. Look: Flavonoide
verlangsamen die Umwandlung von
problematischem LDL-Cholesterin in
das sogenannte ox-LDL-Cholesterin,
womit oxidativ verändertes LDL-
Cholesterin gemeint ist. Es scheint
das oxidierte LDL-Cholesterin zu
sein, was wesentlich stärker und
schneller zur Arterienverkalkung
führt als das unveränderte LDL-
Cholesterin.
Endorphine werden freigesetzt.
Was bringt das?
Dr. Markus P. Look: Endorphine sind
körpereigene Opioidpeptide und ein
sehr kompliziertes Thema. Sie regeln
das Schmerzempfinden, den Appetit
und die Produktion von Sexual­
hormonen. Sie zielen sicher auf die
Wohlfühlwirkung von Schokolade
und Kakao ab. Kakao enthält hohe
Konzentrationen des Stimulanz Theo­
bromin und wirkt dadurch anregend.
Theobromin ist übrigens die Subs­
tanz mit der höchsten Konzentrati­
on, die nach Kakaoverzehr im Blut
erreicht wird, gefolgt von Koffein und
Epicatechin.
Er enthält auch das Molekül Phenyl­
ethylamin (PEA) und wirkt zusätz­
lich am Serotonin-Stoffwechsel mit.
Gute Laune stellt sich ein. PEA wird
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